Leider habe ich bisher so gut wie gar nichts über den Werdegang des Lehrinstitut Zimmermann in Erfahrung bringen können. Die spärlichen Informationen aus der Broschüre (Neudeutsch "Flyer") geben nicht allzuviel her.
Flyer aus den 1970ern (Quelle: Harald Mertineit (Privat)), Flyer aus den 1980ern (Quelle: Ulrike Nicolai (Privat)) und Bild von Ludwig Zimmermann (Quelle: Ulrike Nicolai (Privat))
Im Jahre 1906 von Ludwig Zimmermann als "Private Vorbereitungsanstalt" mit Höherer Tages- und Abendschule
am Philosophenweg in Duisburg gegründet, hat das Lehrinstitut Zimmermann die Wirren der Kriegszeiten nicht
unbeschadet überstanden. Das Gebäude war im 2. Weltkrieg zerstört worden und mußte nach Ende des Krieges
wieder aufgebaut werden.
Von 1906 bis 1947 war Ludwig Zimmermann Leiter der Schule, die danach zunächst von Udo Zimmermann alleine,
später dann mit Wolfram Zimmermann gemeinsam, übernommen wurde.
Von Sebastian Kowalski habe ich Bilder von der 25jährigen Jubiläumsfeier 1931 erhalten. Stehend hinter dem Tisch ist in der Mitte Ludwig Zimmermann zu erkennen. Die Dame links sitzend ist die Großmutter von Sebastian Kowalski.
Im Laufe der 60er-Jahre muß eine Trennung der Schüler in Mädchen- und Jungenklassen stattgefunden haben, denn die Mädchenklassen
waren unter der Leitung von Waltraud Zimmermann in einem eigenen Gebäude an der Kardinal-Galen-Straße/Ecke Neckarstraße untergebracht.
Als ich 1967 bei Zimmermann "eingeschult" wurde, waren wir Jungs in der Kardinal-Galen-Straße noch in Unterzahl. Das änderte sich
aber, als wir 1968 oder 1969 zum Philosophenweg wechselten.
Mit der Anmeldung erhielten die Eltern eine Schulordnung sowie die Versetzungsordnung für die höheren Schulen des Landes Nordrhein-Westfalen.
Schulordnung von 1963, Versetzungsordnung von 1959 und Versetzungsordnung von 1968
Quelle: Privat
Da es sich beim Lehrinstitut Zimmermann um eine Private Ergänzungsschule gemäß Artikel 7 Absatz 4 des Grundgesetzes handelte, war der Schulbesuch nicht kostenfrei wie auf den staatlichen Schulen, sondern es mußte Schulgeld bezahlt werden.
Wie überall, so auch hier, blieb das Schulgeld kein konstanter Faktor, sondern änderte sich dynamisch über die Jahre hinweg. So erfolgte während meiner Schulzeit in den Jahren 1969, 1971 und 1973 jeweils eine Erhöhung des zu zahlenden Schulgeldbetrages.
Schulgeldquittung von 1967 und Erhöhungsmitteilungen von 1969, 1971 und 1973
Quelle: Privat
Damit die Schülerinnen und Schüler nicht ganz unvorbereitet in die "Fremdenprüfung zur Erlangung der Mittleren Reife" gingen, gab man ihnen mit Merkblättern und Erfahrungswerten von früheren Externenprüfungen einen provisorischen "Fahrplan" an die Hand.
Auch für die nachfolgende Oberstufe gab es derartige "Verhaltensregeln". Zusätzlich wurden hier zur Abiturprüfung die Studienberichte mit dem durchgenommenen Stoff einerseits und den persönlichen Vorlieben andererseits erstellt.
Aber es fanden auch weniger einschneidende Ereignisse beim Lehrinstitut Zimmermann statt. Zur Freude aller Oberstufenschüler fing manchmal der Unterricht erst später an.
Und auch nach der Schulzeit galt es noch, wichtige Dokumente abzuholen.
Beim Amtsgericht in Duisburg finden sich noch Hinweise auf die "Freie gemeinnützige Schulgesellschaft mbH".
Mit dem Datum 24.12.1986 steht im Handelsregister unter der Nummer HRB 4202 ein Eintrag, der die Gründung
der Gesellschaft mit einem Grundkapital von 51.000,00 DM, beschlossen durch Gesellschaftervertrag vom 09. und 23.
Dezember 1986, ausweist.
Geschäftsführer zum damaligen Zeitpunkt waren
Waltraud Zimmermann, Wolfram Zimmermann und Udo Zimmermann.
Selbiges Register führt dann unter dem Datum vom 25.05.1993 die Löschung der Gesellschaft auf.
Damit war das Schicksal dieser "Privaten Vorbereitungsanstalt" besiegelt.
Nachtrag:
Im Stadtarchiv Duisburg sind insgesamt drei (!) Zeitungsartikel zum Lehrinstitut Zimmermann vorhanden.
Zum einen ein Bericht vom 17. Februar 1979, in dem es um die Anmeldezahlen beim Lehrinstitut Zimmermann und die daraus resultierenden Klassengrössen geht.
Zum anderen ein Artikel vom 15. Juni 1991, der von der Schließung des Lehrinstitut Zimmermann zum 31. Juli 1991 berichtet.
Die dritte Archivarie schließlich ist die Todesanzeige von Dr. Wolfram Zimmermann.
Nachtrag2:
Heute (23.02.2012) erreicht mich eine Mitteilung des VDP (Verband Deutscher Privatschulen) auf meine Anfrage nach der Mitgliedschaft der Privatschule "Lehrinstitut Zimmermann" im Verband.
Sehr geehrter Herr Schmäring,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Aus unserer Datenbank konnte ich leider nur entnehmen, dass das Lehrinstitut Zimmermann kein Mitglied unseres Verbandes war. Deshalb haben wir leider, abgesehen von der Postanschrift, keine Informationen über die Bildungseinrichtung.
Trotzdem wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Recherche.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Becker, Dipl.-Soz. Wiss.
Pressesprecher
Das Gebäude am Philosophenweg wurde 1993 kernsaniert und beherbergte zunächst eine Versicherungsgesellschaft, bevor dort eine Canon-Niederlassung einzog.
Heute gehört es zum Bereich "Innenhafen", einem aufstrebenden Viertel mit pulsierendem Leben.
Da es sich um eine nichtstaatliche "Schule" handelte, griff hier auch nicht die Archivierungspflicht der staatlichen
Behörden, und so sind mit dem Verschwinden des Lehrinstitut Zimmermann auch keine Unterlagen mehr vorhanden, auf denen
etwaige Recherchen nach dem Verbleib von Schülern oder Lehrern aufbauen könnten.
Somit sind die hier gesammelten Namen der MitschülerInnen und LehrerInnen sowie die "Dönekes" allesamt aus dem Gedächtnis
der hier versammelten "Ehemaligen" zusammengetragen worden.
Wer von den geneigten Besuchern dieser Seite sich an seine Schulzeit beim Lehrinstitut Zimmermann erinnert fühlt, der kann seine Erinnerungen
gerne mit uns teilen. Ebenso kann Jeder, der sich seiner Meinung nach unberechtigt auf dieser Seite wiederfindet, die Löschung seiner Daten verlangen.
Wie dem auch sei: Schreibt uns einfach eine E-Mail .
Meine Erinnerungen an das Lehrinstitut Zimmermann beginnen mit einem großen Irrtum meinerseits. Anhand des Lageplans aus
der Broschüre begann ich, unser Bahnhofsviertel und die angrenzenden Straßen nach der "neuen" Schule zu durchsuchen. Nur paßte keines der Straßenschilder
zu den Bezeichnungen auf dem Plan!?!
Irgendwann ging mir dann auf, daß es sich nicht um meine Heimatstadt handelte, sondern daß es die Stadt Duisburg war, in der sich Kardinal-Galen-Straße und Philosophenweg befanden.
Und wie sollte ich dorthin kommen? Mit dem Zug! Ok, bisher hatte "Zugfahren" für mich immer irgendwas mit "Kinderlandverschickung" gemein, aber was soll's: Dann fahre ich ab jetzt eben mit dem Zug zur Schule!
Und da war er nun, der fast tägliche Weg vom DB-Terminal zur Kardinal-Galen-Straße bzw. später dann zum Philosophenweg:
Eingangshalle Hauptbahnhof, IHK-Gebäude und Brunnen mit goldenem Anker sowie D-Bahn Haltestelle in der Mercatorstraße.
Quelle: zeitgen. Ansichtskarte (Smlg. Büchholdt) und J. Heindorf (Privat)
Raus aus dem Zug und vom Bahnsteig runter in den Tunnel, vorbei an den gläsernen Ausstellungskästen für "Zeitschriften" und den Fahrkartenschaltern und dann durch den Haupteingang nach draußen. Den Blick auf einen Brunnen mit goldenem Anker gerichtet, ging es quer über den Bahnhofsvorplatz mit der darunter herführenden Nord-Süd-Straße hinüber zum Haltepunkt der D-Bahn auf dem eigenen Gleiskörper in der Mercatorstraße.
Braunsche Buchhandlung an der Königstraße/Mercatorstraße und Bettenhaus "Mandel" in der Königstrasse
Quelle: Stadtarchiv Duisburg Bildersammlung , J. Heindorf (Privat)
Durch das Stückchen Grünbepflanzung und über die Fahrbahn zur anderen Straßenseite. An der Ecke zur Königstraße
die "Braunsche Buchhandlung" (oben im zweiten Stock, der durch eine Wendeltreppe zu erreichen war, konnte man die
Bestellungen für die Schulbücher abgeben und dort auch später abholen) links liegen gelassen und etwa zwei Häuser weiter
in Höhe von "Woolworth" die Königstraße überquert.
Am gegenüberliegenden Bettenhaus "Mandel-Betten" (ich erinnere noch die im Schaufenster
ausgestellten Kissen- und Bettbezüge sowie diverse Tagesdecken) abgebogen Richtung Mercatorhalle.
Ein kurzer Schwenk über ein paar Treppenstufen und vorbei am Restaurant und dem "Saal M" Richtung Landfermannstraße und Theater.
Impressionen von der Mercatorhalle
Quelle: VideoDu.de
Die alte Mercatorhalle und das Theater Duisburg
Quelle: (Privat)
Danach entweder geradeaus weiter am Theater vorbei durch die Neckarstraße zur Kardinal-Galen-Straße oder leicht links dran vorbei über den
Pulverweg mit seinen Querstraßen zur Kreuzung mit der Kardinal-Galen-Straße und geradeaus weiter zum Philosphenweg.
"Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ankunft nach 50 Metern auf der rechten/linken Seite!"
Mal wieder ein wenig "Off Topic", aber ich denke, doch erwähnenswert. Der Schulweg mußte auch an den Tagen
absolviert werden, in denen in Duisburg die Müllabfuhr unterwegs war. Besonders ins Auge gefallen ist mir dabei,
daß die Müllwerker in drei Trupps unterwegs waren: der erste Trupp holte die Mülleimer aus den Häusern und Höfen
und stellte sie an die Straße. Der zweite Trupp entleerte die Müllgefäße auf dem Fahrzeug und ein dritter Trupp
brachte die leeren Mülltonnen dann wieder ins Haus bzw. den Hof zurück. Dies war insbesondere bemerkenswert, da
in meiner Heimatstadt die Hausbewohner selbst dafür verantwortlich waren, daß am Tage der Müllabfuhr die
Müllgefäße am Straßenrand standen.
Eingerahmt wurde das Schulgebäude am Philosophenweg an der Kardinal-Galen-Strasse von der Gaststätte "Stapelhaus",
wo die Schüler, welche an der nachmittäglichen Hausaufgabenbetreuung teilnahmen, ihr Mittagessen erhielten. Das
Modell "vormittags Regelunterricht, Mittagspause mit warmen Mittagessen, nachmittags Hausaufgabenbetreuung" ist
also keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde bereits ab den 50er-Jahren beim Lehrinstitut Zimmermann erfolgreich
praktiziert.
Die andere Seite begrenzte an der Stresemannstraße der "Käseladen", ein etwas komfortableres "Büdchen", in dem neben belegten Brötchen, etwas zu Trinken oder Süßigkeiten auch Schreibhefte für den Schulunterricht gekauft werden konnten. Allerdings war der Zutritt nur außerhalb der Schulzeit erlaubt. Zuwiderhandlungen wurden von Dünn-Chef nach Beendigung der Großen Pause persönlich durch die Vergabe von Sonderaufgaben in Form von "500 Vokabeln schreiben" geahndet. So mancher Schüler hat sich so einen Heiermann verdient, indem er bereits vorgefertigtes Schriftgut an die Delinquenten verkaufen konnte.
Ein wenig "Off Topic", aber gehört auch irgendwie zur "Schule": Auf der Kardinal-Galen-Straße, zwischen "Mädchenschule" und Philosophenweg gab es den "Plattenvertrieb Wagner", der Singles für die Musikbox-Automaten (ohne Zentrier-Stern) im Angebot hatte. Dort konnte man die
Platten mit etwas Nachlaß auch als Privatperson kaufen. Ich habe dort das eine oder andere Stück erstanden. Und wie mir
zwischenzeitlich bekannt wurde, war ich wohl nicht der Einzige, der dort so manche Mark gelassen hat.
Bis 2010 war der Vertrieb in diesem Gebäude untergebracht. Zwischenzeitlich wurde das Haus ebenfalls kernsaniert und die Verkaufsräume wurden zu Wohnungen umgestaltet.